Im Waldstadion zu Weingarts vor über 800 Zuschauern lieferten sich die SpVgg Dürrbrunn-Unterleinleiter und der ASV
Herpersdorf eine Relegationsschlacht, die bei sommerlichem Wetter über 120 Minuten ging. Timo Finze ließ mit einem sehenswerten Freistoß in der Schlussminute der regulären Spielzeit beim
Dürrbrunner Anhang Hoffnung aufkeimen, doch am Ende entschied das Elfmeterschießen über Sieg oder Niederlage.
Aus Weingarts berichtet Uwe Kellner (anpfiff-reporter)
Die SpVgg Dürrbrunn-Unterleinleiter konnte sich durch einen Derbysieg am letzten Spieltag der Kreisklasse 2 gegen den SV Pretzfeld auf den Reli-Platz retten und zog damit am Bammersdorfer SV
vorbei. Auf diese Weise hatte die Truppe von Trainer Roland Beck nun die Chance, eine von Verletzungen und sonstigen Ausfällen überschattete Saison doch noch zum Guten zu wenden. Der SpVgg-Coach
musste heute wieder selbst im Tor aushelfen, da Stammkeeper Holger Schmitt schon seit längerer Zeit verletzt ausfällt. In der A-Klasse 5 rutschte der ASV Herpersdorf unverhofft am letzten
Spieltag auf den zweiten Tabellenplatz. Die Reserve des TSV Neunkirchen patzte überraschend mit einem 2:2 gegen die Reserve der SpVgg Diepersdorf und so zog die Mannschaft von Thomas Strobel
vorbei und wahrte die Chance auf den Aufstieg in die Kreisklasse über die Relegation. Die beiden Teams durften auf dem Sportgelände der DJK Weingarts antreten und fanden außer den heißen
Temperaturen nur die besten Bedingungen vor.
Herpersdorfer schon in den Anfangsminuten zu mehreren Möglichkeiten. Unsicherheiten bei hohen Bällen, die auf die Herpersdorfer Verteidigerreihe gespielt wurden, und Fehlpässe der ASV-Spieler im
Spielaufbau, die dem Gegner Spielzüge gegen eine ungeordnete Hintermannschaft ermöglichten, sorgten dafür, dass "Lada" das Spiel fest im Griff hatte. Der erste Torerfolg ließ auch nicht lange auf
sich warten. Der gut aufgelegte Timo Finze konnte nach einer schönen Einzelaktion den Ball auf Jonas Übelacker querlegen, der zum 1:0 einschieben konnte. Die nächste sehr gute Möglichkeit hatte
André Simmerlein. Nach einem Eckball stieg er hoch und köpfte aufs gegnerische Tor, allerdings konnte ein Herpersdorfer mit ein bisschen Glück in größter Not auf der Linie retten. Die
Feldüberlegenheit nahm nicht ab, nur die Durchschlagskraft der "Ladara" wurde immer geringer, denn die ASV-Abwehr wusste sich mittlerweile besser auf den Gegner, vor allem auf Stürmer Timo Finze,
einzustellen. Dennoch kam Daniel Simmerlein mit einem Mal allein vor Torwart Markus Pfister an den Ball, brachte selbigen aber nicht am Schlussmann vorbei und wurde beim Versuch eines
Nachschusses fair vom Ball getrennt. Trotz der anfänglichen Überlegenheit der Dürrbrunner, merkten die Zuschauer bald, dass auch Herpersdorf in der Offensive Qualität und gute Spieler hat. Immer
wieder versuchten sie durch ihre technisch versierten Außenspieler Matthias Lorenz und Nico Grabner Druck zu erzeugen, und die Stürmer Daniel Pabst und Stefan Heitmann in Szene zu setzen. Nachdem
Dürrbrunn also seine Chancen ausgelassen hatte, war es Stefan Heitmann, der dies bestrafte und zum 1:1 traf. Er ging in den Zweikampf mit André Simmerlein, umspielte ihn beinahe, ehe er noch
außerhalb des Strafraums ins Straucheln gebracht wurde. Der Stürmer roch seine Chance, ließ sich nicht fallen, ging dem Ball hinterher und konnte allein vor dem Torwart vollstrecken. Kurz darauf
hatte er nach einer herrlichen Flanke von Nico Grabner sogar noch das Führungstor auf dem Kopf, doch der Flugkopfball landete neben dem Tor.
"Lada"-Trainer Roland Beck musste schon während der ersten Hälfte seinen kompletten Sturm, Timo Finze und Jonas Übelacker, verletzungsbedingt austauschen und brachte den erst kürzlich genesenen
und noch nicht zu alter Form zurückgekehrten Dominik Kraft. Das war wohl der Hauptgrund, warum die Torchancen der SpVgg Dürrbrunn in der zweiten Hälfte rapide abnahmen. Herpersdorf hingegen war
nun gänzlich in der Partie angekommen und startete nach Ballverlust des Gegners immer wieder schnelle Gegenzüge. Dabei scheiterte Daniel Pabst am Torwart und Nico Grabner verzog mit seinem
Flachschuss knapp. Doch dann ereignete sich der mittlerweile verdiente Führungstreffer für den ASV. Daniel Pabst konnte Nico Grabner auf der linke Seite schicken und dieser flankte auf den Kopf
von Matthias Lorenz, der der gegnerischen Keeper mit einem auftatzenden Ball zum 1:2 überwand. Mit Wut im Bauch tankte sich in der Folge Chris Schüpferling für Dürrbrunn in den gegnerischen
Strafraum, traf aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz. Zuvor wurde er kurz am Fuß berührt, doch heute brauchte es schon mehr als eine leichte Berührung, damit der Referee in seine Pfeife
bließ. Gegen eine nun offensiver ausgerichtete "Lada"-Hintermannschaft kam Daniel Pabst über links in Schussposition und hatte die Entscheidung auf dem Fuß. Er zielte zu genau und so rettete der
Pfosten für Dürrbrunn, doch prallte das Spielgerät von diesem zurück ins Feld. Zum Missfallen von Coach Thomas Strobel brachte auch der nächste ASV-Spieler den Ball nicht im Tor unter und so
hatte ihn schlussendlich Roland Beck in seinen Händen. Zehn Minuten vor Schluss kam "Lada"-Torjäger Timo Finze wieder ins Spiel und schon merkte man wieder einen Unterschied, da er in der Spitze
doch einmal den einen oder anderen Ball halten und verteilen konnte. Eine weitere Qualität zeigte er in der Schlussminute. Als alle von einem Sieg der Herpersdorfer ausgingen, und die Zeit den
Dürrbrunnern davonrannte, kam es nochmal zu einem Freistoß aus 20 Metern Entfernung. Timo Finze legte sich den Ball zurecht und schlenzte ihn passgenau über die Mauer in den Winkel zum 2:2. Damit
rettete er seine Mannschaft in der letzten Sekunde in die Verlängerung.
Die Nachspielzeit barg keine großen Torraumszenen mehr. Die Abwehrreihen schalteten sich nicht mehr ins Offensivspiel ein und blieben hinten stehen, um das eigene Tor zu sichern. Die beiden
Kontrahenten gaben sich nach einem harten Kampf und 120 anstrengenden Minuten mit einem Unentschieden zufrieden und provozierten so die Entscheidung im Elfmeterschießen.
Im Eins-gegen-Eins aus elf Metern konnte Torwart Roland Beck den zweiten Herpersdorfer Schuss von Daniel Pabst entschärfen, allerdings gelang dasselbe Kunststück dem ASV-Keeper Markus Pfister
gleich im Anschluss gegen Tobias Dorsch. Auch dem nächsten "Lada"-Schützen Daniel Simmerlein versagten die Nerven und er schoss über das Tor. So kam es, dass zwei Treffer später Spielführer Nico
Grabner für Herpersdorf zum entscheidenen Elfmeter antrat und zum 6:5 versenkte. Dies bedeutete den Sieg für den ASV Herpersdorf.
Fünf Mannschaften sind noch im Rennen um vier freie Plätze in den Kreisklassen. DJK-FC Schlaifhausen, SpVgg Hüttenbach 2, SC Happurg, 1. FC Burk 2 und der heutige Sieger aus Herpersdorf. Nur eine
dieser Mannschaften muss in der nächsten Saison noch einmal in der A-Klasse antreten. Für den ASV Herpersdorf geht es nun gegen den 1. FC Burk, der wie der heutige Gegner eine Unbekannte
darstellt. Die SpVgg Dürrbrunn-Unterleinleiter hat nach der Niederlage nun keine Chance mehr auf den Klassenerhalt und muss in der neuen Saison eine Liga tiefer antreten.
Stimmen zum Spiel:
Roland Beck (Spielertrainer SpVgg Dürrbrunn-Unterleinleiter)
"Wir sind besser ins Spiel gekommen, gehen früh in Führung und können eigentlich das 2:0 nachlegen. Man kann sagen, dass die Partie heute ein Spiegelbild unserer gesamten Saison war. In der
ersten Hälfte mussten wir schon drei Mal verletzungsbedingt wechseln, danach hat der Gegner ein Übergewicht bekommen. Ich muss trotzdem sagen: Wir haben alles gegeben und ich bin stolz auf die
Mannschaft. Was wir heute wieder investiert haben, war enorm, obwohl wir mit angeschlagenen Spielern auflaufen mussten und wie schon die ganze Zeit mit einigen Ausfällen zu kämpfen hatten. Wenn
man im Elfmeterschießen verliert, dann ist das einfach Pech. Trotzdem Glückwunsch an Herpersdorf. Es ist so schade, weil es nächste Saison eine gute Kreisklasse mit vielen Derbys gewesen wäre,
aber wir werden nun alles daran setzen, dass wir wieder hochkommen. Das wird nicht einfach!"
Thomas Strobel (Trainer ASV Herpersdorf)
"Meine Mannschaft war unheimlich nervös und hat viele einfache Fehler im Spielaufbau gemacht. Dadurch haben wir den Gegner aufgebaut, sonst hätten die sich gar nicht erst so viele Torchancen
herausgespielt. In der ersten halben Stunde hatten wir Glück, da hätte es schon 2:0 oder 3:0 für den Gegner stehen können, wenn nicht sogar müssen. Erst danach haben wir uns wieder gefangen. Auch
in der zweiten Hälfte hatte der Gegner mehr Spielanteile als wir, aber unsere Abwehr stand gut und hat kaum Torchancen zugelassen. Wir gehen dann verdient in Führung und der Freistoß am Ende war
eigentlich die einzige Torchance von Dürrbrunn. In der Verlängerung wollten wir nur das Ergebnis halten und nur auf das Elfmeterschießen hinaus. Unser Stürmer, der Stefan Heitmann, war da schon
verletzt und das Elferschießen war das Einzige, was noch möglich war. Es tut mir für Dürrbrunn leid, sie haben eine gute Mannschaft und hatten mehr Spielanteile. Ich wünsche ihnen alles
Gute!"
Daniel Pabst (Stürmer ASV Herpersdorf)
"Die Verlängerung war sehr hart für uns alle. Wir waren platt, nur noch hinten drin gestanden und haben auf Konter gespielt. Auch dem Gegner ist nicht mehr viel eingefallen. So ging es dann ins
Elfmeterschießen, das ist dann natürlich Glück, aber unser Torwart hält den Ball überragend. Geiler gehts nicht!"
Bericht und Bilder - Anpfiff Uwe Kellner
INFRANKEN - KIK - RELEGATION. In der 120- minütigen "Hitzeschlacht von Weingarts" ist Dürrbrunn eigentlich schon am Boden - dann packt Finze einen Freistoß Hammer aus. Doch abgerechnet wird am
Schluss. Und da jubelt Herpersdorf.
Weingarts - Rette sich, wer kann: Während die Zuschauer das Glück hatten, sich ein schattiges Plätzchen suchen zu können (und es auch fanden), blieb den 22 Mann auf dem Rasen keine Wahl. Also
standen sie da, in der prallen Sonne, schon nach dem Aufwärmen quasi im eigenen Saft bratend. Nach 120 Kraftraubenden Minuten inklusive einem 6:5 Sieg nach Elfmeterschießen geht es nun für
Herpersdorf gegen die Burker Reserve im finalen Endscheidungsspiel um einen freien Platz in der Kreisklasse weiter. Dürbrunn steigt dagegen in die A- Klasse ab.
Obwohl es die äußeren Bedingungen erstmal vermuten ließen: abwartendes Ballgeschiebe fand nicht statt. Ganz im Gegenteil. Beide Teams waren von Anfang an - irgendwie logisch - richtig heiß. Es
war dann der Kreisklassist aus Dürrbrunn, der die erste Chance des Spiels besaß, doch Jonas Übelacker scheiterte erst am Keeper, den Nachschuss bugsierte Florian Aign am Kasten vorbei (8.). Nur
drei Minuten später sollte aber großer Jubel auf der SpVgg- Bank ausbrechen: Finze bewies im Strafraum viel Übersicht und bediente den freistehenden Übelacker - 1:0. Fortan war es ein Spiel auf
Augenhöhe, beide Mannschaften schenkten sich nichts, drängten auf das nächste Tor. Andre Simmerlein per Kopfball für Dürrbrunn (21.) und Hönninger für den ASV per Schuss (27.) hatten weitere
Chancen. Beide Übungsleiter brachten angesichts der Umstände schon in de ersten Hälfte frische Kräfte ins Spiel. Und Daniel Simmerlein, kaum im Spiel, hätte prompt erhöhen können, traf aber zwei
Minuten nach seiner Einwechslung nur den Torhüter (31.). Der Ausgleich ist letztendlich in die Kategorie "unbedingter Wille" einzuordnen: Stefan Heitmann, der brandgefährliche ASV- Stürmer, wurde
von Andre Simmerlein (siehe Bild) gefoult, Vorteil, sagte der Schiri. Heitmann war ratzfatz wieder auf den Beinen, schnappte sich das Spielgerät und traf frei vor Beck zum 1:1 (37.). Bis zur
Pause sollte es dann aber zu keine großen Aufregern mehr kommen.
Nach dem 15. Minütigen Abkühlprozess war die entscheidende Frage: Welcher Mannschaft würde zuerst der Saft ausgehen? Die Antwort: allen beiden. Irgendwie über die Zeit kommen, in die Verlängerung
oder ins Elfmeterschießen retten - schien die die beidseitige Devise. Pabst (49.) und Grabner (57.) hatten für den ASV Chancen, in der 67. Minute stand Herpersdorf Fortuna bei: Eine Grabner-
Flanke verwertete Lorenz per glücklichem Kopfball Aufsetzer zur 2:1 Führung. Eigentlich hätte der ASV in der 78. Minute alles klar machen müssen, Pabst visierte aber erst den Pfosten an, zwei
seiner Mitspieler schafften es dann im Nachschuss nicht den Ball zu versenken. So landete die Kugel in den Fängen von Beck. Ebenso ein Hönninger Freistoß, fünf Minuten vor Schluss. Den
Dürrbrunnern lief nun die Zeit davon, es fehlte an Ideen und Torgefahr. Aus den Spiel heraus ging nichts. Die Nachspielzeit lief schon, nur noch wenige Sekunden auf der Uhr, als der
Schiedsrichter auf Freistoß für die SpVgg entschied - und es kam, was kommen musste: Finze nahm Maß und beförderte das Spielgerät zu 2:2 Ausgleich schnurstracks in den Winkel - Schlußpfiff,
Verlängerung.
Luft ist völlig raus
Nun gingen endgültig beide Mannschaften auf den Zahnfleisch, der psychologische Vorteil lag aber natürlich jetzt bei den Dürrbrunnern. Andererseits war der Kräfteverschleiß nicht zu kompensieren,
im Minutentakt wälzten sich Spieler mit Krämpfen am Boden. Pässe flogen vogelwild über den Platz, es war kaum noch ein konstruktiver Spielaufbau zu erkennen. Und nach 120 Minuten wurden die
Akteure mit dem Schlusspfiff erlöst - es ging in die Lotterie Elfmeterschießen, dort hatten die Herpersdorfer das Glück auf ihrer Seite und dürften weiter vom Aufstieg in die Kreisklasse träumen.
Bericht und Foto: Tobias Schneider / Leo Hühnlein
Zuschauer: 900